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„Spielwitz und Komik im Rotlich-Milieu“

Auszug aus: GZ, 10. Januar 2005

 

(…) schon zur Premiere waren die gesamten Aufführungen der Theaterfreunde bis auf wenige Restplätze ausverkauft.

 

Im Rotlicht führt die Bordellmutter Ulla (mutig gespielt von Heidi Stadie) ein resolutes, aber auch mütterliches Regiment. Ihre leicht schäbige Bar mit dem spießigen, abgestoßenen Mobiliar ist Treffpunkt und Heimat für allerlei Gestalten: einsame Gäste. Ehrbar gewordene Nutten und natürlich die Hausbewohner. Das sind Ullas vier Schützlinge: drei Mädchen - von Karin Vogg, Susanne Maier und Carolin Schedel perfekt gespielt, locker in den Sprüchen, aber nie ordinär - sowie der Transvestit „Amanda“, als der sich Manfred Stanzel mit Berliner Schnauze wieder einmal als Komödientalent bewies.

 

 

Plötzlich bedroht

 

Die Mädchen aus der Rotlichtbar mit obern liegenden Zimmern haben zwar kein leichtes. Aber doch einigermaßen behütetes Leben, erfährt man zu Beginn. Doch mit dem Auftauchen des Ganoven Harry (Roman Müller) wird ihre kleine Welt ganz plötzlich bedroht. Schutzgeldzahlungen will der miese Gangster erpressen und droht mit schlimmem Ungemach. Brandstiftungen in der Gegend schüren die Angst in der Rotlichtbar, stoßen aber auf den enschlossenen Willen sich zu wehren.

 

Vermeintlich steife Polizistin

 

Im turbulenten zweiten Akt führen die Sabotageakte des Ganoven Harry zu herrlich komischen Szenen und zum Auftritt des Kommissars: Hugo Ganser, klassisch in Rede

Theaterfreunde

Kemnat“

und Stil, natürlich im Trenchcoat. Ihm zur Seite eine vermeintlich steife Polizistin (Gertrud Seibold), die als Undercover-Agentin über sich hinauswächst und sich in die Reihe der Erotiktänzerinnen eingliedert. Dazwischen eine kleine Liebesgeschichte, in der sich Komik und Gefühle die Waage halten, von Franz Bader und Monika Vogg mit großer Glaubwürdigkeit gespielt.

 

Dass zu guter Letzt der Böse festgesetzt wird (zwar nicht für das, was er getan hat, wohl aber im Sinne der Gerechtigkeit), während der Gute, der nur einen bösen Fehler gemacht hat, mit einem blauen Auge davonkommt, ist

ein schönes Märchen, das jeder gerne glauben will und alle zufrieden nach Hause gehen lässt. Wieder einmal haben die Kemnater Theaterfreunde Neuland betreten und sofort festen Boden unter die Füße bekommen.

 

Auch im Rotlicht wissen sie sich souverän zu behaupten, Spielwitz und Komik auszuspielen anstatt Peinlichkeiten, die bei einem solchen Thema gefährlich nahe liegen. Da stimmen die Kostüme, man hat sich schließlich in einschlägigen Versandhäusern umgetan. Da werden bürgerliche junge Damen zu „glaubwürdigen“ Freudenmädchen und Erotiktänzerinnen ohne Obszönität.

Die Schauspieler wagen viel und gewinnen alles. Das Publikum ist begeistert.

Auch das „Rotlicht“ braucht PR, weshalb Anita (Carolin Schedel), Monika (Karin Vogg), Veronika (Susanne Maier) uns Amanda (Manfred Stanzel) auf Werbetour gehen.

Bild: Adlassnig